Wir Menschen sind zum Gehen gemacht. Millionen Jahre der Evolution haben unseren Koerper darauf ausgerichtet, sich aufrecht fortzubewegen. Doch in der modernen Welt sitzen wir mehr, als uns guttut — im Auto, am Schreibtisch, auf dem Sofa. Das Spazierengehen ist fuer viele zu einer seltenen Angelegenheit geworden, reserviert fuer Sonntagsausfluge oder den Weg zum Bäcker.
Dabei koennte kaum etwas einfacher und gleichzeitig wirkungsvoller sein als ein taeglicher Spaziergang. Keine teure Ausruestung, keine Mitgliedschaft, keine besonderen Faehigkeiten erforderlich. Nur Sie, ein Paar bequeme Schuhe und ein wenig Zeit.
Was Gehen fuer Ihr Herz bedeutet
Jeder Schritt, den Sie machen, ist ein kleines Training fuer Ihr Herz-Kreislauf-System. Beim Gehen erhoeht sich die Herzfrequenz moderat, das Blut fliesst schneller durch die Adern, die Gefaesse werden trainiert. Dieser sanfte, aber kontinuierliche Reiz staerkt das Herz, ohne es zu ueberfordern.
Studien zeigen, dass Menschen, die regelmaessig spazieren gehen, ein deutlich geringeres Risiko fuer Herzerkrankungen haben. Schon 30 Minuten taegliches Gehen koennen den Blutdruck senken, die Cholesterinwerte verbessern und das Risiko fuer einen Herzinfarkt reduzieren. Das sind beeindruckende Ergebnisse fuer eine so einfache Aktivitaet.
Ein besonderer Vorteil des Gehens liegt in seiner Nachhaltigkeit. Waehrend viele Menschen mit intensivem Training beginnen und nach einigen Wochen wieder aufhoeren, laesst sich das Spazierengehen dauerhaft in den Alltag integrieren. Es ueberfordert nicht, macht nicht kaputt und kann in jedem Alter praktiziert werden.
Mehr als nur Bewegung
Spazierengehen ist weit mehr als koerperliche Ertuechtigung. Es ist eine Form der aktiven Erholung, die Koerper und Geist gleichermassen guttut. Wenn wir gehen, veraendert sich etwas in uns. Die Gedanken beginnen zu fliessen, der Blick weitet sich, der Alltagsstress tritt in den Hintergrund.
Viele Menschen berichten, dass ihnen beim Spazieren die besten Ideen kommen. Das ist kein Zufall. Die rhythmische Bewegung, die verbesserte Sauerstoffversorgung des Gehirns und die Abwesenheit von Ablenkungen schaffen ideale Bedingungen fuer kreatives Denken. Schon die grossen Philosophen der Antike wussten um die Kraft des Gehens und fuehrten ihre Gespraeche gerne im Gehen.
Auch fuer die psychische Gesundheit ist Spazierengehen ein Segen. Besonders wenn Sie in der Natur unterwegs sind, sinken die Stresshormone, die Stimmung hebt sich, Aengste werden leiser. In einer Zeit, in der psychische Belastungen zunehmen, ist der Spaziergang ein wirksames und nebenwirkungsfreies Mittel zur Selbstfuersorge.
So holen Sie mehr aus Ihren Spaziergaengen heraus
Ein Spaziergang ist immer gut. Aber mit ein paar kleinen Anpassungen koennen Sie die Wirkung noch verstaerken. Hier sind einige Anregungen, die Ihre Gaenge bereichern koennen.
Finden Sie Ihr Tempo
Es gibt kein richtig oder falsch beim Gehtempo. Manche Menschen geniessen ein gemuetliches Schlendern, andere bevorzugen ein zuegiges Tempo. Beides hat seine Berechtigung. Wenn Sie Ihr Herz-Kreislauf-System besonders staerken moechten, sollten Sie gelegentlich ein Tempo waehlen, bei dem Sie leicht ausser Atem kommen, aber noch sprechen koennten. Aber auch langsames Gehen hat seinen Wert — es ist besser als Sitzen.
Entdecken Sie neue Wege
Routine ist der Feind der Motivation. Wenn Sie immer dieselbe Runde drehen, kann das Spazierengehen schnell langweilig werden. Variieren Sie Ihre Routen, erkunden Sie neue Viertel, folgen Sie einmal spontan einem Weg, den Sie noch nie gegangen sind. Die Neugier haelt Sie bei der Stange.
Nutzen Sie alle Sinne
Ein Spaziergang kann zur Achtsamkeitsuebung werden. Achten Sie bewusst auf das, was Sie sehen, hoeren, riechen. Wie fuehlt sich der Boden unter Ihren Fuessen an? Welche Farben hat der Himmel? Was hoeren Sie, wenn Sie stehenbleiben? Diese bewusste Wahrnehmung vertieft das Erlebnis und verstaerkt die entspannende Wirkung.
Gehen Sie in Gesellschaft — oder allein
Beide Varianten haben ihren Reiz. Ein Spaziergang mit einem guten Freund bietet Gelegenheit fuer Gespraeche und soziale Verbundenheit. Ein Solo-Spaziergang hingegen ist Zeit fuer sich selbst, fuer Reflexion und innere Einkehr. Mischen Sie beide Formen — je nachdem, wonach Ihnen gerade ist.
Den inneren Schweinehund ueberwinden
Obwohl Spazierengehen so einfach ist, finden viele Menschen Gruende, es nicht zu tun. Das Wetter ist nicht ideal, die Zeit ist knapp, die Muedigkeit zu gross. Wie koennen Sie diese Huerden ueberwinden?
Der wichtigste Tipp: Machen Sie es sich so leicht wie moeglich. Legen Sie bequeme Schuhe bereit. Planen Sie feste Zeiten ein. Beginnen Sie mit kurzen Runden — auch zehn Minuten sind ein guter Anfang. Und erinnern Sie sich daran, wie gut Sie sich nach einem Spaziergang fuehlen. Dieses Gefuehl ist Ihre beste Motivation.
Bei schlechtem Wetter hilft die richtige Einstellung. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung, sagt ein altes Sprichwort. Mit einer guten Regenjacke kann ein Spaziergang im Nieselregen sogar besonders erfrischend sein. Und frische Luft tut uns bei jedem Wetter gut.
Kleine Schritte, grosse Wirkung
Sie muessen nicht sofort stundenlangewandern. Beginnen Sie dort, wo Sie sind. Vielleicht mit einem kurzen Spaziergang um den Block nach dem Abendessen. Oder indem Sie eine Haltestelle frueher aussteigen und den Rest zu Fuss gehen. Jeder Schritt zaehlt, jeder Spaziergang ist ein Geschenk an Ihr Herz.
Mit der Zeit werden Sie merken, wie Ihr Koerper nach Bewegung verlangt. Das Spazierengehen wird vom guten Vorsatz zur liebgewonnenen Gewohnheit. Und eines Tages werden Sie vielleicht feststellen, dass Sie den Morgenspaziergang nicht mehr missen moechten — nicht weil Sie muessen, sondern weil es sich richtig anfuehlt.
Also: Wann gehen Sie das naechste Mal spazieren?